Deutscher Choreograph nach Hundekot-Attacke an der Oper Hannover ausgeschieden

Die Staatsoper Hannover hat sich mit sofortiger Wirkung von dem Choreographen Marco Goecke verabschiedet. Grund dafür ist ein Vorfall vom vergangenen Wochenende, bei dem Goecke einen Kritiker der Frankfurter Allgemeinen Zeitung mit Hundekot beschmiert hat.

Goecke war seit Montag suspendiert, nun wurde sein Vertrag in beiderseitigem Einvernehmen aufgelöst, so der Intendant der Staatsoper. Goeckes Auftritte werden aber weiterhin in Hannover zu sehen sein.

Der 50-jährige Deutsche arbeitet auch für das Nederlands Dans Theater (NDT) in Den Haag, das derzeit mit der Produktion In den niederländischen Bergen durch die Niederlande tourt. Das Ensemble hat diese Woche beschlossen, die Zusammenarbeit fortzusetzen. Nun sagt ein NDT-Sprecher, die Nachricht aus Hannover werde zunächst intern diskutiert.

Plastiktüte

Opfer des Fäkalienvorfalls wurde die Rezensentin Wiebke Hüsker. Nach ihren Angaben zog Goecke am Samstag im Foyer des Theaters in Hannover plötzlich eine Plastiktüte mit Hundekot heraus und rieb sie ihr mit der offenen Seite ins Gesicht. Hüsker sagte später, sie habe sich „wie ein Tier gefühlt, das von einem Löwen angegriffen wird“. Sie erstattete Anzeige bei der Polizei.

Der unmittelbare Anlass für den Angriff war eine kritische Rezension von In den holländischen Bergen. Langweilig und zusammenhanglos, lautete Hüsters Urteil in der Frankfurter Allgemeinen. Für Goecke war das schwer verdaulich und er hatte sich schon früher an Hüster-Rezensionen gestört.

Missbilligende Reaktionen

In den letzten Tagen hat sich Goecke öffentlich entschuldigt. Er erklärte, er habe unter großem Stress gestanden, weil er kurz hintereinander zwei Premieren hatte. Zugleich wetterte er erneut gegen Hüsters Kritiken.

Auch in der Politik führte die Kot-Affäre zu missbilligenden Reaktionen. Der niedersächsische Ministerpräsident sprach von einem ekelhaften Vorfall und der Oberbürgermeister von Hannover betonte, dass Angriffe auf die Pressefreiheit und Integrität in seiner Stadt nichts zu suchen hätten.