Fintech Unternehmen in der Krise? – Entlassungen in großem Stil

Die sogenannten Fintech Unternehmen sind die Shootingstars der Finanzwelt. Es hat in den zurückliegenden 15 Jahren sehr erfolgreiche, neue Finanzunternehmen gegeben. Wir denken an dieser Stelle zum Beispiel an Newcomer Online Banken wie N26 oder Revolut oder an Zahlungsdienstleister wie Klarna oder Trustly. Zahlreichen Unternehmen ist es gelungen, mit neuen innovativen Produkten für eine Neuordnung der Finanzwelt zu sorgen. Bahnt sich jetzt eine Krise der Newbies an? In den zurückliegenden Tagen sind einige Zahlen an die Öffentlichkeit geraten, die zumindest auf eine schwierige Situation hindeuten. Es hat massive Entlassungen, ja sogar regelrechte Entlassungswellen, gegeben. Wir haben die Infos für Sie.

Zahlen sind etwas schwer einzuschätzen

Wer sich einen Überblick über die deutsche Fintech-Szene machen will, hat mit einem kleinen Problem zu kämpfen. Die Unternehmen selbst hüllen sich fast immer in Schweigen. Die Bekanntgabe von Entlassungen würde das Verhältnis zu den Investoren stören. Die Ausrichtung auf permanente Expansion könnte auch neuen Anlegern nicht mehr glaubhaft vermittelt. Genau aus diesen Gründen wird oft komplett zu den Personalreduzierungen geschwiegen. Bei anderen Fintech-Firmen scheint die Zahl der Entlassungen indes deutlich höher als öffentlich angeben.

Auswertung anhand von Linkedin Daten

Zwei unabhängige Finanzportale haben sich nun die Mühe gemacht, die Mitarbeiterzahlen anhand der Linkedin-Profile der Unternehmen und der Beschäftigen nachzuvollziehen. Untersucht wurden die 64 größten, deutschen Fintech-Start-Ups, die zum Testzeitpunkt noch mindestens 40 Mitarbeiter beschäftigt haben berichtet www.kreditvergleich24.com.

Im Ergebnis der Studie hat sich ergeben, dass die die Firmen in ihrer Hochphase insgesamt 17.276 Mitarbeiter beschäftigt haben. Anfang 2023 – zum Zeitpunkt der Erhebung – waren jedoch nur noch 16.014 Personen angestellt, sprich es hat einen Rückgang in Höhe von 1.262 Arbeitsverhältnissen gegeben. Dies entspricht im Vergleich zum Höchststand einem Minus von 7,3 Prozent.

Zwei Punkte sind zu beachten

Die Zahlen der Erhebung müssen aber mit etwas Vorsicht genossen werden. Obwohl ein Rückgang zu verzeichnen ist, lag die Mitarbeiterzahl im Vergleich zum Januar 2022 noch immer mit 8,2 Prozent im Plus. Dies heißt im Umkehrschluss, dass innerhalb der letzten zwölf Monate wieder mehr Mitarbeiter eingestellt als entlassen wurden. Des Weiteren kann die Erhebung anhand von Linkedin Daten nicht zu einem endgültigen Mitarbeiterstand führen. Sicherlich hat nicht jeder Entlassene sofort sein Profil angepasst. Die Fintech Unternehmen selbst tun es ohnehin nicht, sofern die Mitarbeiterzahl sinkt.

Tendenzen aus der Mitarbeiter-Erhebung

Die Fachleute können aus den veröffentlichten Zahlen aber einige Schlussfolgerungen ziehen bzw. Tendenzen ablesen, die sich in den News quasi als Fazit in vier Punkten zusammenfassen lassen.

Entlassungen nicht immer ad-hoc Aktionen

Einige der Branchenführer haben in den zurückliegenden Monaten ihr Personal um 10 bis 25 Prozent reduziert und zwar in angekündigten, großen Entlassungswellen. Genannt seien an dieser Stelle als Beispiel Trade Republic, Klarna, Solaris und Wefox. Die ad-hoc Aktionen sind aber keineswegs Standard. Vielfach vollzieht sich die Personalreduzierung leiser und gradueller. Zu bemerken ist zudem, dass es in Deutschland Kündigungsfristen von drei Monaten gibt, so dass der Stellenabbau nur nach und nach ans Tageslicht kommt.

Vielfach haben die Firmen auch den indirekten Weg gewählt. Eigentlich plante Expansions-Projekte wurde eingestellt. Es wurde den Mitarbeitern dann freigestellt zu gehen oder sich auf einen anderen Arbeitsplatz versetzen zu lassen.

Mitarbeiterschwund bei Verkäufen

Recht deutlich sind die Mitarbeiterrückgänge bei den sogenannten Exits zu sehen. Wurde ein Fintech Unternehmen verkauft, so war dies nahezu immer mit einer Personalreduzierung verbunden. Bekannte Beispiele sind Penta mit 28 Prozent, Kontist mit 32 Prozent und Tillhub mit 15 Prozent.

Aktuelle Krise spielt keine Rolle

Die personellen Höchstzahlen haben die Fintech Unternehmen Mitte 2022 erreicht. Nach dem guten Jahresstart wurde das Personal a) hochgefahren, aber b) direkt im Anschluss wieder abgebaut. Die aktuelle Wirtschaftskrise hat bei den Überlegungen der Geschäftsleitungen dabei sicherlich kaum eine Rolle gespielt. Der Grund ist eher in grundsätzlichen Umstrukturierungen zu sehen, die es unter anderem bei Raisin, Smava und Exporo gegeben hat.

Fintech Firmen bleiben dynamisch

Die untersuchten Firmen, die laut Studie in den letzten Monaten rund 1.200 Jobs gekürzt haben, haben auf der anderen Seite aktuell 1.090 neue Stellen ausgeschrieben. Dies zeigt, wie dynamisch der Fintech Markt ist und bleibt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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